Liebenswürdiger „Löwe“

Foto: Lischka
Helmut Zwickl mit dem „Bela-Barenyi-Löwen“.
Foto: Lischka

Selten zuvor hat man so viele Freunde bei der Verleihung des Bela-Barenyi-Preises gesehen: Helmut Zwickl, Journalist, Rennkommentator, Oldtimer-Veteran und Buchautor, erhielt den „Goldenen Löwen 2016“.

von: Lutz Lischka

Klaus Peter Fouquet, Alleinvorstand der Robert Bosch AG Österreich, hob in seiner Rede bei der Bela-Barenyi-Preisverleihung die zahllosen Erfindungen im Autobereich von Bela Barenyi hervor: „1948 erfand er das Prinzip der versenkten Scheibenwischer, die im abgeschalteten Zustand in der Karosserie verschwanden und dadurch ein bedeutend geringeres Verletzungsrisiko bei einem Unfall mit einem Fußgänger bedeuteten.“ 

Justizminister Wolfgang Brandstetter ging in seiner launigen Ansprache ebenfalls auf die Erfindungen Barenyis ein: „Bela Barenyi hat auch die Knautschzonen im Auto eingeführt. Eigentlich geht es um Sollbruchstellen. Sollbruchstellen haben wir in der Politik auch. Die sind sehr wichtig, auch wenn sie nicht geplant sind als Bruchstellen.“

Weiters: „Versenkte Scheibenwischer hab’ ich ebenfalls erfunden. Ich fuhr 1977 mit einem meiner ersten Fahrzeuge, einem Ford Cortina, über die Nordbrücke. Da ist mir ein Scheibenwischer davon geflogen... und wurde in der Donau versenkt.“

Und schließlich: „Jetzt werden mich viele fragen: Was hat der Justizminister beim Bela-Barenyi-Preis verloren? Ich genieße es, ich freue mich. So ein freundliches und volles Auditorium bin ich normalerweise nicht gewohnt.“

Brandstetter hielt ein Buch in den Händen: „Die Hinrichtung eines Champions“ von Helmut Zwickl. „Ich hab’ mir gedacht: Die Gelegenheit muss ich nutzen, ein Buch, das sich seit Jahrzehnten in meinem Besitz befindet, signieren zu lassen. Dieses Minimalziel für heute hab ich geschafft. Heute ist auch eine der seltenen Gelegenheiten, wo ich diese für Unwissende vielleicht als kindisch erscheinende Krawatte tragen kann. Sie zeigt den VW-Käfer...“ er zieht mit der Hand die Krawatte unter dem Sakko hervor. 

Weltweites Netzwerk

Aber eigentlich ging es bei der Ehrung nicht um Barenyi, zu dessen Andenken der Preis heuer zum zwölften Mal vergeben wurde, sondern um Preisträger Helmut Zwickl. Bei einem gemeinsamen Besuch mit Zwickl in den USA brauchte Brandstetter einen Kontakt mit dem ehemaligen Rennfahrer und damaligen argentinischen Politiker Carlos Reutemann. „ ,Ich ruf den Reutemann gleich an’, hat Zwickl gesagt und ihn tatsächlich angerufen“, erzählte Brandstetter. „ ,Du, der österreichische Justizminister ist da, der will dich gerne sprechen!’ Aber Zwickl hat vorher noch zu mir gesagt: Erwähne auf keinen Fall den Niki Lauda.“ Warum er den Namen des ehemaligen Konkurrenten Reutemanns in der Formel 1 nicht erwähnen durfte, sagte Brandstetter nicht. „Dann hab ich Reutemann gefragt, ob er Helmut Zwickl kennt. Natürlich kennt er ihn. Da wurde mir bewusst“, so Brandstetter, „wie weit umspannend das Netzwerk ist, das Helmut Zwickl aufgebaut hat. Das ist so wertvoll, das ist jeden Preis wert. Selbstverständlich auch diesen Preis.“

Bevor aber Zwickl den „Goldenen Löwen“ des Barenyi-Preises in Händen halten konnte, hielt noch einer seiner engsten Freunde, ORF-Kommentator Christian Clerici, die Laudatio. „Wenn ich alle Meriten aufzähle, was er in seinem Leben geleistet und erreicht hat und das mit dem Alter des Jubilars in Einklang bringe, reicht selbst das Parkpickerl für zwei Stunden nicht.“ So erzählte er Geschichten aus dem Leben Zwickls:

„Ich finde in seiner Biografie, dass er einer der ganz wenigen Menschen ist, die von der FIA einen Honorary Member Pass bekommen haben. Helmut Zwickl kann unangekündigt zu jedem Formel-1-Rennen fahren und in jede Ecke hineinschauen.“

Dann erzählte er ein „G’schichtel“, das uns heute ein Lächeln abverlangt. „Er hat ein wundervolles Foto zu Hause, wo der Jochen Rindt vor seinem Haus in Simmering steht, neben einem Jaguar. Und ich frag Zwickl: ,Was hat das mit dem Foto auf sich?’ Und der Helmut sagt: ,Es war Winter, und er hat einen neuen Jaguar gehabt und hupt und ruft. Ich mach das Fenster auf und schau runter. Und der Jochen sagt: „Hemerl, was ist? Gemma blasen?“ Und der Zwickl sagt: „Na sicher gemma blasen.’ Blasen war damals: Mit dem Sportwagen um die Ringstraße fahren und jede Kurve quer nehmen! Das wäre natürlich heute undenkbar“, so Clerici „vor allem in Anwesenheit des Justizministers. Aber ich glaub, dass das eine echte Gaudi beim Jonas-Reindl war.“

„Warum ich ausgerechnet diese Geschichte wählte“, setzte Clerici fort. „Weil es zeigt, welche Beziehungen der Helmut aufgebaut hat. Solche Beziehungen baut man auf, indem man sich den Respekt von jemandem verdient. Und Freundschaft, das ist das, was wir beide miteinander gepflegt haben, und jeder, der die Biografie von Helmut Zwickl kennt, weiß, dass er ein sehr spezieller Mensch ist und sich nicht mit jedem angefreundet hat. Mit seiner Sensibilität, seinem Wissen, seiner Professionalität, auch mit seiner Geradlinigkeit ist es ihm gelungen, einen Zugang zu Menschen zu finden, die allgemein als sehr unverträglich galten.“

Eine Erinnerung Clericis an ein Erlebnis bei er Ennstal-Classic, die Zwickl zusammen mit Michi Glöckner ins Leben gerufen hat: „Der Helmut ist einfach ein Mensch, der völlig g’radlinig ist. Und G’radlinigkeit heißt unter anderem auch, wenn um acht Uhr Treffpunkt ist bei der Ennstal Classic, dann ist um acht Uhr Treffpunkt und nicht um ¼ 9. Das sagt er aber jedem. Zu mir hat er gesagt: ,Horch zu, Clerici, wennst noch einmal z’spät kommst, fahrst net mit.’ Und so ist es dann.“

Ein Hauch von Wehmut mischte sich in Helmuts Dankesrede zum Abschluss: „Wer einen solchen Preis bekommt, dem wird auch bewusst, um in der Fußballsprache zu sprechen, dass er sich tief in der zweiten Halbzeit befindet. Der Schiedsrichter schaut schon auf die Uhr. Man hofft auf ein Nachspiel.“ 


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