Das große Geheimnis von Tesla ist ja eigentlich, dass dem ehemaligen Startup aus dem Silicon Valley viel mehr verziehen wird als allen anderen Autoherstellern der Welt. Man stelle sich nur vor, was los wäre, wenn ein Fahrer eines deutschen Premiumvehikels bei einem Unfall stirbt, weil der Wagen illegalerweise autonom unterwegs gewesen wäre. Oder wenn die Bremsleistung zu gering wäre oder - noch schlimmer - Karosserieteile locker würden. Eine Klagewelle würde über den betroffenen Konzern schwappen, die er wohl nicht überleben würde. Bei Tesla aber gingen all diese Katastrophen immer glimpflich aus, inklusive den alljährlichen Milliardenverlusten. Doch jetzt könnte sich ein ernsthaftes Problem ergeben.
Das Verbrauchermagazin "Consumer Reports" hat seine Kaufempfehlung für den wichtigen Model 3 nämlich zurückgezogen. Die Begründung der Redaktion: Lose sitzende Fahrzeugteile zum Beispiel. Oder auch defekte Scheiben. Den Mitarbeitern des Konsumentenmagazins fiel der kleine Tesla schon häufiger durch Mängel auf, so erst vor zehn Monaten, als zum Beispiel die Leistung der Bremsen als nicht ausreichend eingestuft wurde. Tesla konnte dieses Problem zwar mit einem Software-Update beheben, doch dass der 35.000-Dollar-Stromer, den es bei uns aber nicht für unter 55.000 Euro gibt, echte Schwächen aufweist, zeigt sich auch an zahlreichen Kundenberichten. Zum Beispiel, dass sich der hintere Stoßfänger bei starkem Regen lösen kann, weil das von den Hinterrädern aufgewirbelte Wasser nicht ausreichend schnell verdrängt wird.
Jedenfalls mag in Europa die Kritik eines Printmagazins noch als Schönheitsfehler durchgehen, die man nach ein paar Wochen auch schon wieder vergessen hat. Consumer Reports genießt in den USA allerdings ein extrem hohes Ansehen. Was dieses Blatt empfiehlt, wird gekauft. Und was es nicht empfiehlt, kann in der Gunst der Käufer ganz schnell tief fallen. Ähnlich wie der Aktienkurs von Tesla, der an einem Tag 3,74 Prozent einbüßen musste.